Großartiger Roman: "The Help"

Ein Buch hat mich dieser Tage besonders berührt: THE HELP, von Kathryn Stocket.

Der deutsche Titel ist GUTE GEISTER. Nicht besonders treffend übersetzt, denn mit „the help“ sind Dienstmädchen, Haushaltshilfen und Hausangestellte gemeint, in diesem Fall schwarze Frauen im tiefen Süden der USA, in Jackson Mississippi, im Jahre 1962. Das ist die Zeit der Bürgerrechtsbewegung, die Zeit von Martin Luther King.

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Ich zitiere und übersetze hier mal den englischen Klappentext:

In diesem Roman betritt der Leser eine vergangene und ungerechte Welt: Jackson, Mississippi, 1962, wo schwarze Hausangestellte weiße Kinder aufziehen dürfen, man ihnen aber durchaus zutraut, das Tafelsilber zu stehlen …
Da ist Aibileen, die ihr siebzehntes weißes Kind betreut und den tragischen Tod ihres eigenen Sohns betrauert; da ist Minny, deren Kochkunst genauso scharf wie ihre Zunge ist, und die weiße Miss Skeeter, gerade vom College zurückgekehrt, die wissen will, wieso ihre geliebte schwarze Dienstmagd spurlos verschwunden ist.
Skeeter, Aibileen und Minny. Niemand in Jackson hätte je vermutet, sie könnten Freundinnen werden; kaum jemand würde so etwas überhaupt akzeptabel finden. Doch als jede der drei Frauen auf ihre Weise den Mut findet, Grenzen zu überschreiten, kommen sie sich näher und beginnen, einander zu vertrauen und sich gegenseitig zu unterstützen. Sie suchen nach der Wahrheit und haben eine außergewöhnliche Geschichte zu erzählen …


Die drei beschließen, ein Buch zu schreiben, wie das Leben als schwarze Hausangestellte bei einer weißen Familie ist und sammeln ihre Erfahrungen und schreiben sie nieder. Positive wie negative Erfahrungen. Eher mehr negative. Das muss heimlich geschehen, niemand in Jackson darf erfahren, wer diese Autorinnen sind. Denn besonders die schwarzen Frauen riskieren nicht nur, ihren Job zu verlieren sondern auch noch mit Baseball-Schlägern verprügelt zu werden. Es ist die Geschichte eines sanften Aufstands in Zeiten der Bürgerrechtsbewegung gegen die Bigotterie der Weißen, spannend zu lesen, wunderbar geschrieben, zum Teil mit viel Humor und sehr berührend. In der englischen Fassung kann man zudem den melodischen Singsang des Südstaatenakzents genießen.

Das Buch erschien 2009 und wurde ein großer Erfolg. Ich glaube, es ist sogar verfilmt worden. Leider hat die Autorin, die selbst aus Mississippi stammt, so viel ich weiß, keinen weiteren Roman geschrieben. Schade.

Trotz aller Kritik an der bigotten und rassistischen Einstellung der weißen Südstaatler ist es ein positives, hoffnungsvolles Buch. Es ist ja auch seitdem vieles besser geworden. Aber wenn man beobachtet, wie gegenwärtig das Pendulum wieder in die andere Richtung zu schwingen scheint - steigender Rassismus, Nationalismus, Brexit, Hass auf Flüchtlinge -, dann stimmt es einen doch sehr traurig. Der Klappentext redet von einer vergangenen, ungerechten Welt - leider ist sie noch gar nicht vergangen. Wir leben immer noch mitten drin in dieser Welt, sogar in Deutschland. Auch hier gibt es Fremdenhasser und Rassisten. Schlimmer noch. Wir lassen Kinder im Mittelmeer ersaufen und klopfen uns dabei auf die Schulter.

Die deutsche Version:

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The Making of "Land im Sturm"

Man mag sich fragen, wieso ich einen Roman geschrieben habe, der fast ein Jahrtausend deutscher Geschichte zum Inhalt hat, und wie das überhaupt möglich sein soll, tausend Jahre Geschichte in einen Roman zu quetschen, auch wenn der über 900 Seiten hat.

Zunächst, wie kam es überhaupt zu diesem Projekt?


Land im Sturm - Cover



Nach diversen Romanen, die im Hochmittelalter und im Ausland spielen (Lebanon, Frankreich, Italien, Skandinavien), dachte ich, es wäre endlich an der Zeit, eine Geschichte zu schreiben, die in Deutschland spielt. Mein Agent hatte die Idee zu einem umfangreichen Buch, das viele Jahrhunderte behandelt, vielleicht so eine Art Romanchronik. Das gefiel mir nicht wirklich. Das fühlte sich zu sehr nach Geschichtsbuch an.

Trotzdem hat mich die Idee irgendwie nicht losgelassen. Michener und Rutherfurd haben mit Erfolg solche Bücher geschrieben. Ich selbst habe viele von Micheners Werken mit Vergnügen gelesen und dabei eine Menge über die Geschichte gewisser Regionen gelernt. Was ich allerdings bei diesen Büchern als großen Nachteil empfinde, man kommt den vielen Figuren einfach nicht nahe. Zu viele Generationen, zu viele Einzelschicksale. So historisch interessant das auch ist, die Figuren darin bleiben im Ganzen farblos, da zu wenig Zeit auf den Einzelnen verwandt wird. Das wollte ich vermeiden, daher war für mich klar: ein Aneinanderreihen von hundert Schicksalen sollte es nicht geben, auch kein Versuch, die gesamte deutsche Geschichte darzustellen. Wenn überhaupt, dann würde ich mich auf einige wenige bedeutsame Ereignisse beschränken.

Welche Episoden wählt man aus? Im Prinzip gibt es so viele wichtige Ereignisse, dass die Auswahl immer arbiträr und nur eine persönliche sein kann. Ein anderer Autor hätte sicher anders gewählt. Für mich war Ottos I. Sieg über die Ungarn Voraussetzung für ein Deutsches Kaiserreich. Die Gründung Lübecks und der Weg nach Osten führten zur Hanse und dem Aufstieg des Bürgertums. Den Dreißigjährigen Krieg kann man wirklich nicht auslassen und die Befreiungskriege gegen Napoleon führten zum Aufstieg und zur Hegemonie Preußens. Schließlich, was wären wir heute ohne die rasante industrielle Entwicklung und die Revolution von 1848.

Ein weiterer Entschluss war, nicht über Fürsten und Könige zu schreiben, sondern über eine einzige Familie, die die Jahrhunderte durchlebt, Menschen wie du und ich im Sog der jeweiligen Ereignisse ihrer Epoche, die ihre eigenen Sorgen und Schicksale haben, dabei aber den Konflikten ihrer Zeit nicht entgehen können und auf unterschiedlichste Weise darin verwickelt werden, mal leiden sie darunter, mal profitieren sie, mal reißt es sie auseinander, mal finden sie sich in Liebe. Immer aber werden sie auf die Probe gestellt, geraten in Gefahr, müssen überleben und treffen Entscheidungen, die auch ihre späteren Nachkommen berühren. Es beginnt im Jahre 955 mit Arnulf dem welschen Schmied aus dem Inntal und endet 1848 mit den aufstrebenden Schmitt-Werken in Berlin.